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Lösungen für Nachhaltigkeit in der Industrie

Schon seit Jahrzehnten bemüht man sich um Nachhaltigkeit und trifft dazu Entscheidungen, doch nun werden diese Aktivitäten sichtbarer, formeller und ergebnisorientierter.

Zwei Kajakfahrer überwinden Stromschnellen

Die Kernkomponenten der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bedeutet, bei Entscheidungen über Richtlinien oder Projekte verschiedene Aspekte abzuwägen und in ein Gleichgewicht zu bringen. Insbesondere sind dies:

  • Wirtschaft: Aufbau von Kapital, Förderung von Wirtschaftswachstum sowie Steigerung der Rentabilität und langfristigen Überlebensfähigkeit von Unternehmen.
  • Umwelt: Schutz der Natur und Sicherstellung einer verantwortungsvollen Ressourcennutzung, ohne die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen zu gefährden.
  • Mensch: Verbesserung von Gesundheit und Wohlergehen der Menschen.
  • Soziales: Entwicklung der fachlichen Kompetenzen sowie Förderung von Zusammenhalt, Gegenseitigkeit, Aufrichtigkeit und wohlwollenden Beziehungen zwischen den Mitarbeitern.

Nachhaltige Unternehmen sind bestrebt, alle vier dieser Bereiche zu fördern. 1 Wenn sie sich schwerpunktmäßig auf einen konzentrieren, dürfen die anderen nicht aus dem Blick verloren werden. 2 Etwas konkreter ausgedrückt, geht es bei Nachhaltigkeit darum, Menschen und die Erde zu schützen und gleichzeitig ausreichend Gewinne zu erzielen, damit der Fortbestand des Unternehmens gesichert ist. 3

Nachhaltige Entwicklung erfordert einen integrierten Ansatz, der Umweltbelange ebenso berücksichtigt wie die wirtschaftliche Entwicklung. 1987 definierten die Vereinten Nationen Nachhaltigkeit wie folgt: „Dauerhafte (nachhaltige) Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“. 4

Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Industrie?

Bis in die jüngste Zeit wurden Entscheidungen in der Industrie nahezu ausschließlich nach betriebswirtschaftlichen Kriterien getroffen. Vor Mitte des 20. Jahrhunderts stießen beispielsweise die Schornsteine von Industriebetrieben bei ihren Produktionsprozessen riesige Mengen an Feinstaub und Chemikalien in die Atmosphäre aus. Die schädlichen Auswirkungen der Emissionen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit wurden dabei nur wenig oder überhaupt nicht beachtet. Heute ist das nicht mehr so, da Nachhaltigkeit viel höhere Priorität erlangt hat.

Ökologische Nachhaltigkeit beschreibt, wie weit ein Prozess oder ein Unternehmen aufrechterhalten oder fortgeführt werden kann, ohne dass es zu einer langfristigen Erschöpfung der natürlichen Ressourcen kommt. 5 Obwohl dieser Begriff relativ neu ist, hat die Industrie im Lauf des 20. Jahrhunderts enorme Verbesserungen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit erzielt. Zwischen 1950 und 2010 hat sich der Energiebedarf für die Produktion von einer Tonne Stahl beispielsweise von 45 auf 15 Mio. BTU pro Tonne verringert, und das in einer Zeit, in der von „Nachhaltigkeit“ noch gar nicht die Rede war.

Grafik: Sinkender Energieverbrauch pro Tonne produziertem Stahl ©Endress+Hauser

Wirtschaftlich-ökologische Wechselwirkungen

Dank der Prozessverbesserungen in der Stahlherstellung konnten sowohl der Verbrauch natürlicher Ressourcen als auch die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden. Dieses Beispiel zeigt, wie wirtschaftliche Erwägungen in der Industrie manchmal als Nachhaltigkeitstreiber wirken können. Nachhaltigkeitsverbesserungen waren oft unbeabsichtigte Folgen von Bemühungen um eine verbesserte Wirtschaftlichkeit.

Oft gehen Nachhaltigkeit und Rentabilität allerdings nicht Hand in Hand. Wenn Schadstoffe aus den Abgasen der Fabrikschornsteine entfernt werden, kommt dies der Umwelt und der menschlichen Gesundheit zugute, verursacht jedoch wirtschaftliche Kosten für die Anschaffung und den Betrieb der dafür benötigten Anlagen. Aber es wird noch komplizierter: Die Anlagen zur Schadstoffreduzierung brauchen selbst auch Energie, die normalerweise aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird.

Trotz jahrzehntelanger Bemühungen um höhere Nachhaltigkeit gilt nach wie vor: Um Lösungen zu finden und Nachhaltigkeit zu quantifizieren, muss man wissen, wo man suchen muss, welche Fragen zu stellen und wie sie zu bewerten sind. Ganzheitliche und abgestimmte Maßnahmen beim Umgang mit diesen Fragen und eine in die Praxis umsetzbare Planung für Nachhaltigkeit führen zu besseren Lösungen. Sie bieten effektive Vorteile schneller und mit weniger negativen Auswirkungen, als dies bei einem planlosen Vorgehen der Fall wäre.

Wie kann die Industrie nachhaltiger werden?

Die Umsetzung nachhaltiger Fertigungsverfahren muss ESG-Ziele (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) berücksichtigen, die in der Vergangenheit bei industriellen Geschäftsentscheidungen oft außer Acht gelassen wurden. Bei Projekten für Prozessverbesserungen überlegte man früher meistens nur, ob sie sich wirtschaftlich bezahlt machen. Nachhaltige Fertigungsprozesse erfordern jedoch eine ganzheitlichere Betrachtung. 

Bei ihren Nachhaltigkeitsbemühungen durch Einbeziehung wirtschaftlicher, ökologischer, menschlicher und sozialer Faktoren sollten sich Unternehmen die folgenden Fragen stellen: 

  • Kann das Produkt mit anderen, die Umwelt weniger belastenden Rohstoffen hergestellt werden? 
  • Ist der Energieverbrauch bei Verwendung anderer Rohstoffe höher oder niedriger? Wie groß ist der Unterschied? 
  • Welche Auswirkungen hat der veränderte Herstellungsprozess auf die Produktionskosten? 
  • Wie wird sich die höhere Nachfrage nach nachhaltigeren Rohstoffen auf deren Kosten auswirken? 
  • Sind Verbraucher bereit, für nachhaltige Produkte einen höheren Preis zu zahlen? Welcher Preisaufschlag wäre akzeptabel? 
  • Ergeben sich durch die Nutzung nachhaltiger Ausgangsstoffe mehr wirtschaftliche Möglichkeiten für die Partner in der Lieferkette? 
  • Wird die Nutzung nachhaltiger Ausgangsstoffe ein Umfeld für die menschliche Entwicklung verbessern oder verschlechtern? 
  • Wie können wir Emissionen reduzieren?

Nach einer sorgfältigen Abwägung können Teams pragmatische Lösungen erarbeiten, die diesen Anforderungen gerecht werden. Hierbei ist zu beachten, dass bei Fragen rund um eine nachhaltige Fertigung wirtschaftliche Aspekte der Dreh- und Angelpunkt sind. Denn wenn Unternehmen keinen Gewinn erwirtschaften, können sie nicht überleben. Aus diesem Grund werden nachhaltige Projekte mit günstigen finanziellen Rahmenbedingungen eher umgesetzt als solche, die die wirtschaftliche Realität aus den Augen verlieren. Zu ermitteln, welche Maßnahmen sinnvoll sind, dabei alle Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen und den Nutzen dieser Projekte genau zu quantifizieren, kann durchaus anspruchsvoll sein.

Wirtschaftlichkeit ist zwar ein wichtiger Faktor, doch die Industrie muss auch ökologische, menschliche und soziale Faktoren im Auge behalten. Gelegentlich kommt es in Produktionsstätten zu Unfällen oder zu ungeplanten übermäßigen Emissionen. Solche Ereignisse können Mensch und Umwelt potenziell Schaden zufügen. 

Blick auf das Matterhorn in den Schweizer Alpen ©shutterstock/DC9971030

Nachhaltigkeitsprozesse und Technologie

Industrielle Prozesse sind oft individuell für die Erfüllung spezifischer Produktionsanforderungen ausgelegt, und viele Bemühungen zur Betriebsoptimierung und nachhaltigen Fertigung sind ebenfalls auf den Einzelfall zugeschnitten. Einige Strategien und Technologien können jedoch branchenübergreifend eingesetzt werden. Dazu gehören:

  • Dekarbonisierung: Ersetzung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas durch erneuerbare Energiequellen wie Wasserkraft, Kernkraft, Sonne und Wind, um die CO2-Emissionen zu reduzieren.
  • Elektrifizierung: Umstellung von Prozessen, die normalerweise mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, auf den Betrieb mit Strom. Wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird, entstehen weniger Emissionen. 
  • Herstellung und Nutzung von Wasserstoff zur Verringerung der CO2-Emissionen.
  • Einführung von CCUS-Systemen zur CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung, um die CO2-Emissionen in die Atmosphäre zu verringern.
  • Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft zur Reduzierung von Abfällen und Umweltverschmutzung durch die mehrfache Wiederverwendung von Gegenständen und Materialien, bevor sie entsorgt werden.
  • Sparsamer Umgang mit und Wiederverwendung von Wasser, um den Rohwasserbedarf zu verringern.

Viele dieser Prozesse und Technologien für mehr Nachhaltigkeit entwickeln sich rasant weiter. Experten erwarten in den kommenden Jahren große Fortschritte bei der technischen Durchführbarkeit, ökologischen Wirksamkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit dieser Verfahren. Das Entwicklungstempo bei Nachhaltigkeitslösungen ist hoch, und die Industrie muss bereit sein, diese Lösungen zu übernehmen. Dabei sind wirtschaftliche, menschliche, ökologische und soziale Faktoren für den weiteren Betrieb zu berücksichtigen.

Häufig gestellte Fragen

Endnoten

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